Der Supermarkt unseres Vertrauens hat an der Käsetheke ein Schild, das darauf hinweist, dass man gern sein eigenes Behältnis von zu Hause mitbringen könne, um seinen Einkauf ohne Einwegplastik-Verpackung erledigen zu können. Da die Plastiktöpfchen auf dem Tisch ja auch nicht unbedingt hübsch sind, rückte ich also neulich mit einem Glas-Behältnis an, um Frischkäse zu kaufen.
Nach dem Abfüllen meines Frischkäses bin ich mir aber nicht sicher, ob ich das nochmal tun werde.
Der Hygiene-Wahn verlangt nämlich folgendes Prozedere:
- ein Käsepapier (das danach weggeworfen wird) wurde auf ein Tablett gelegt, darauf stellte ich mein Glasschälchen
- die Dame auf der anderen Seite der Theke verwendete einen frischen Spatel, um den Frischkäse in das Schälchen zu geben, danach kam dieser nur einmal benutzt zum Spülen in die Maschine
- sie mühte sich während der ganzen Prozedur mit einem Papiertuch ab, um mein Behältnis bloß nicht anzufassen – ich hatte langsam ein schlechtes Gewissen, ihr ihre Arbeit auch noch extra kompliziert zu machen
- trotz des Gefummels mit dem Papiertuch musste sie, nachdem ich mein Schälchen wieder hatte, die Handschuhe, die sie getragen hatte, wegwerfen und frische anziehen
Die Zeitbilanz: vor allem durch das Tamtam mit dem Papiertuch dauerte das Ganze deutlich länger, man sollte also viel Zeit mitbringen und hat außerdem ganz schnell Freunde unter den hinter einem Wartenden. Wieso das sein muss, wenn die getragenen Handschuhe dann eh in den Müll müssen, verstehe ich auch nicht.
Worum es aber ja eigentlich geht ist die Müllbilanz. Und die erscheint mir nicht besonders gut zu sein: Papiertücher, ein mit Folie beschichtetes Käsepapier und ein paar Plastikhandschuhe wandern in dem Abfalleimer. Außerdem wird im Markt für jedes so abgefüllte Produkt ein extra Stück Geschirr gespült. Kaufe ich außer Frischkäse vielleicht noch Gorgonzola und Oliven, macht das drei Spatel oder Löffel in der Spülmaschine.
Ich lasse mich gerne belehren, aber müllvermeidend erscheint mir das nicht. Es verlagert nur den Müll aus meiner Mülltonne in die des Supermarkts.
Danke für diesen Beitrag, das Procedere kenne ich von der Wursttheke. Da darf das mitgebrachte Behältnis nicht hinter die Theke. Traurig …
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Hinter die Theke durfte es bei mir. Aber bloooooß mit nichts in Berührung kommen.
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Das wirkt merkwürdig, wenn man bedenkt, dass zwischendurch mal auf die Tasten der Waage getippt wird. Oder wird zwischen zwei Käsen normal auch der Handschuh gewechselt? Also nach dem Tippen? Auch die Schneidemaschine für Scheiben wird mit Handschuhen bedient und die Scheiben werden dann hinterher angefasst.
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Ja, aber wer weiß schon, was mein Schälchen alles aus einer Küche einschleppt. Und grundsätzlich ist Hygiene zwar wichtig. Aber übertreiben kann man’s damit eben auch.
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Die Maschinen und die Tastaturen der Waagen werden sicher mindestens täglich desinfiziert, und wenn die nur mit jeweils frischen Handschuhen angefasst werden, mag das in Ordnung sein. Aber oft fassen die Leute beim Bäcker, Metzger, hinter der Käsetheke usw. Bargeld fassen sie oft mit denselben Handschuhen an, mit denen sie vorher unverpackte Lebensmittel angefasst haben, und nicht immer wechseln sie hinterher die Handschuhe.
Ich habe auch schon erlebt, dass jemand links Latexhandschuh trug und rechts nicht, dann aber doch mit links das Geld entgegennahm. Da wird dann Müllmachen mit schlechter Hygiene kombiniert – das Schlechteste aus beiden Welten…
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Mir tun die Leute eh immer leid mit den Handschuhen. Ich habe gelegentlich mal welche an und bin dann immer froh, wenn ich sie endlich wieder ausziehen kann.
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Ja wie blöd! Da wird ja die ganze Aktion vollkommen absurd. Herr, lass Hirn regnen! 😩
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Vermutlich möchte man das im „normalen“ Laden auch am liebsten gar nicht haben mit den Kundengefäßen.
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Das ist durchaus noch steigerungsfähig! Hier um die Ecke gibt es eine Bäckerei, bei der gibt es Pfand auf die Pappschachteln in der die Torten zum mitnehmen verpackt werden. Ja, die kann man zurückbringen und sie verwenden sie ernsthaft wieder. Bei Tortenplatten könnte ich mir das gut vorstellen, da w#re es sehr sinnvoll – aber bei Pappe?
Aus diesem Laden esse ich „komischerweise“ nie auch nur einen Krümel…
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An sich finde ich die Idee, das über Pfandsysteme zu machen sehr gut, aber ich kann mir auch nicht ganz vorstellen, wie das mit Pappschachteln funktionieren soll.
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Auf dem Wochenmarkt ist es nicht gar so, äh, korrekt. Manche Stände haben tatsächlich jede Scheibe Wurst eingeschweißt (ich übertreibe kaum), aber andere – da rollen die Verkäufer mit den Augen, wenn sie die neuesten Dönekens aus der Verordnungshölle berichten.
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Ah, und noch was Schönes: die Unverpackt-Läden, die immerhin in Städten aufmachen. Die sind, nach allem, was man so hört, gut besucht.
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Bei uns macht im Herbst einer auf, ich bin gespannt, wie das dort ablaufen wird.
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