Ja, schon wieder! Es ist zum Mäusemelken – wenn das so weitergeht, werde ich mit dem Fortschreiten der Jahre anscheinend noch Feministin. Als ich zwanzig war habe ich mir zumindest über so Kram noch keine Gedanken gemacht. Vermutlich haben es mir damals Frauen, die vierzig waren, vorgeworfen.
Was mich jetzt schon wieder aufregt?
Es wird häufig als ein grundlegendes Problem benannt, dass Frauen für die Gesellschaft wertvolle Arbeit ohne Bezahlung leisten. Die monetäre Nichtwertschätzung setzt sich dann in der Nichtanerkennung dieses gesellschaftlichen Beitrags fort – Stichwort Gedöns.
Frauen, die für Geld arbeiten, haben es da über Rentenansprüche hinaus vielleicht schon ein wenig besser: die Gleichstellungsbeauftragte ist mittlerweile in der Berufswelt fest verankert, wenn auch selten beliebt. Sobald wir irgendwann die Gendersternchen und Binnen-Is und Vaterlands- oder Muttersprachendiskussionen hinter uns gelassen haben und auch Männer Gleichstellungsvertreter werden können, ohne dass sich jemand drüber aufregt, und jemand anders sie dafür auslacht, würde ich langsam anfangen von umgesetzter Gleichstellung zu sprechen. Ich glaube aber nicht, dass ich so alt werde.
Zur Zeit ist Gleichstellung jedenfalls noch Frauensache und Gleichstellungsbeauftragte sind per definitionem weiblich. Dementsprechend ist man also auf der Suche nach Kandidatinnen, die sich innerhalb der Arbeitsinstitution um Gleichstellungsbelange kümmern. Es warten spannende – hust – Gremienarbeit (im Extremfall vermutlich mit Gendersternchendiskussionen?) und die deutlich interessantere Begleitung von Einstellungsverfahren. Wenn man es richtig macht, ist beides zeitintensiv und nervenraubend.
Und was wird von uns erwartet?
Dass wir das ohne Bezahlung nebenher machen, aber bitte ohne unsere „richtige“ Arbeit zu vernachlässigen. Gerne auch die Teilzeitkräfte.
Wer den Widerspruch findet, darf ihn behalten.
Wo das Problem liegt, das man u.a. per Gleichstellungsbeauftragten lösen will, haben anscheinend viele nicht bis ins Letzte verstanden. Ich hätte gedacht, man wird für so eine Tätigkeit freigestellt, wie Betriebsräte, oder extra dafür eingestellt und bezahlt…
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Ich weß nicht, ob das so ist wie bei Betriebsräten. Erlebt habe ich es noch nicht, es mag aber auf der zentralen Ebene sogar so sein, dass dafür jemand freigestellt ist. Nun ist bei uns der Gedanke, dass es in unserer Untereinheit nicht eine Beauftragte gibt, sondern sich mehrere die Arbeit in einem Rat teilen. Aber die festangestellten Teilzeitkräfte, die Verwaltungsaufgaben machen, wollen dann dafür z. B. Stunden aufstocken können oder ihre andere Arbeit reduziert haben (nachvollziehbar aber anscheinend nicht verhandelbar) und für befristete wie mich in Vollzeit würde es nur heissen, weniger später Vorzeigbares gemacht zu haben. Und andere Modelle des Angestelltseins kamen in der Runde, die das die Tage diskutierte und aus der sich Kandidatinnen finden sollten, nicht vor.
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Klingt ja nicht so toll
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Komischerweise will’s ja auch keine machen. Mal sehen wie’s weiter geht.
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Ich bin aber auch stolz auf mich, dass ich nicht gesagt habe „Na gut, dann mach ich’s halt.“ :-).
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Ich sage ja immer, dass die Haltung gegenüber Frauen sich nicht wesentlich verändert hat. Es gibt nur Gesetze und Regeln, die die Frauen etwas mehr beschützen als früher. Aber die Grundeinstellung ist immer noch dieselbe: Mit Frauen kann man das machen, die sind dumm und manipulierbar und respektieren braucht man sie noch lange nicht.
Es hilft auch nicht, wenn selbst Frauen einen weiblichen Chef nicht so respektieren wie einen männlichen … 😉
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Was wohl hilft ist, wenn Chefs Töchter haben. Was ich für den meinigen auch bestätigen kann. Der hat eine lobenswerte Grundhaltung z. B. auch zum Thema Elternzeit von Männern.
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Das kann ich mir vorstellen. Das ist natürlich eine neuere und positive Entwicklung, dass Männer ihren Kindern mehr Aufmerksamkeit schenken und sie Ernst nehmen. Früher hätte so ein Chef ja kaum Kontakt zu seinen Töchtern gehabt.
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Ich habe nie verstanden, warum der Mann, wenn er nach Hause kommt, auf dem Sofa rumgammelt und die Frau noch den Haushalt schmeißen darf. Schließlich ist es eine Partnerschaft, die man eingeht, und da teilt man sich die Aufgaben. Ich hasse es zu saugen, das macht meine Frau. Dafür bügel ich gerne. Und wer kocht muss die Küche nicht aufräumen. Hat zur Folge, dass es alternierend geschiet. (Ja ich kann kochen, nicht nur Teewasser, und es gibt nen Haufen lebende Zeugen).
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Wir bügeln beide nicht gerne, deswegen bügelt jeder seine eigenen Sachen ;-).
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Hat dies auf MitmachBlog rebloggt und kommentierte:
Passt eigentlich auch zum Wochenthema.
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Ich denke, was so enttäuschend ist, ist, dass es so lange dauert. Und dass man selbst Nachteile in Kauf nehmen muss, wenn man den Mund aufmacht. Aber wer nicht unbequem genug ist, wird bald wieder in Form gefaltet – schlecht, wenn man, bzw. Frau dann auch noch nach Harmonie lechzt. Jammern nützt nix. Übrigens ist die Welt auch in anderer Hinsicht ungerecht. Vielleicht sollten wir grundsätzlich anfangen: Es ist kein FrauenPROBLEM. Sondern eine Forderung, ein Anliegen, eine Selbstverständlichkeit. – Und vielleicht (das ist aber wirklich nur eine vage Vermutung) wäre es gar nicht schlecht, Du würdest den Job annehmen und dann sagen: „aber nur unter meinen Bedingungen!“.
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Da hast Du recht, das Wort Problem sollte man vielleicht wirklich nicht verwenden. Ich habe für mich mittlerweile entschieden, mich einzubringen, meine Meinung zu sagen, aber trotzdem, da ich schon ein anderes Mitarbeitervertretungsmandat habe, kein weiteres anzunehmen. Auch wenn mich der Aspekt Einstellungsverfahren aus der anderen Perspektive sehen zu können, zugegebenermaßen schon reizt.
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Ja klar, ich will mich vor allem nicht einmischen – oder besser wissen, was Du zu tun hast… Aber gut, wenn Du schon ein Mandat hast. Es wird mir immer klarer: Wir schaffen nur etwas für uns, wenn wir endlich mitreden.
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Ich hoffe sehr, dass das Mitreden irgendwann so selbstverständlich sein wird, dass wir nicht mehr darüber reden müssen.
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