Die Welt schaut auf Schlebusch?

Das Schicksal der Welt entscheidet sich in der Nachbarschaft. Genau darum geht es doch bei der Globalisierung, die Vernetzung der Welt führt dazu, dass Ereignisse in Leverkusen-Schlebusch Wellen durch die Weltgeschichte jagen, der Flügelschlag des neonicotinoidgeschädigten leverkusener Schmetterlings bringt pestizidverseuchte chinesische Reissäcke zum Umfallen.

Vieles fängt irgendwo in einem der Schlebuschs dieser Welt im Kleinen an, jede Idee wird irgendwo zum ersten Mal gedacht, und nicht alles, das einmal groß und weltumspannend wird, ist gleich beim ersten Mal erkennbar. Irgendein kleiner Schritt setzt alles in Gang und manche Weltreise begann wohl schon mit einer kurzen Zugfahrt von einigen Minuten von Schlebusch nach Köln. Und auch jeder große Protest gegen lokale oder globale Missstände braucht eine Keimzelle, einen Initiator, eine kleine Grupper Überzeugter, die ihre Bienenvölker und die Landarbeiter in China vor den Auswirkungen des Raubtierkapitalismus und der globalisierten Industrielandwirtschaft schützen wollen. Missverstanden und geschmäht kämpfen sie in Schlebusch unbeirrbar und unverdrossen für eine bessere Welt, bis die Welt sie eines fernen Tages vielleicht endlich hört.

Dieses Recht auf Protest, auf freie Meinungsäußerung und Demonstration ist ein hohes gesellschaftliches Gut, über das man ebenso wenig leichtfertig scherzen sollte wie es missbrauchen.

Dabei ist es natürlich ungemein heldenhaft, seinen Protest gegen ein politisches Ereignis dadurch auszudrücken, dass man Menschen, die mit diesem Ereignis nichts zu tun haben, durch Zerstörung von aus Steuergeld bezahlter Infrastruktur davon abhält, in die komplett andere Richtung zur Arbeit zu kommen. Die Potentaten dieser Welt werden zittern und in die Knie gehen angesichts des Ausfalls der Zugverbindung Leverkusen-Schlebuschs zur Welt, der Krieg in Syrien wird enden, die Türkei wird faire Strafprozesse erleben, und alle Einwohner aller kleinen Schlebuschs dieser Erde werden sich versammeln und einig aufstehen gegen …

Wogegen nochmal ?

Ach so, der G20-Gipfel.

Ich finde viele Aspekte der dort verhandelten Politik nicht gut. Ich finde es zudem erschreckend, dass die Anwohner in Hamburg massiv in ihrem Alltag und ihren Rechten beschränkt werden, und dass dieser Gipfel wie so viele davor wegen des riesigen Polizeiaufwands unnötig Geld kostet, das für sinnvolle Polizeieinsätze fehlen wird. Unter anderem liegt das wohl an der Anschlagsgefahr. Leider gibt es halt immer Idioten, die zum Beispiel sinnlose Brandanschläge verüben und solche Schutzmaßnahmen notwendig machen und damit Einschränkungen aller provozieren.

Worum geht es bei G20 nochmal?

Ach, da reden wichtige Politiker über Wirtschaft und Politik. Persönlich. Miteinander. Von Angesicht zu Angesicht.

Es gibt da, vorsichtig formuliert, Verbesserungspotential. Viel wird in Hinterzimmern gekungelt werden, viele schlechte Kompromisse werden gemacht werden, und über manches Thema wird man sich vielleicht gar nicht einig, obwohl es dringend nötig wäre. Vielleicht reden sie auch gar nicht über die wirklich drängenden Probleme sondern über Randthemen, in jedem Fall mit Ergebnissen, die nicht jeder mögen wird. Aber sie reden miteinander statt Meinungsverschiedenheiten gleich mit Boykotten, Strafzöllen, Mauern und am Ende Waffen auszufechten.

Das ist natürlich eine Sache, gegen die man umgehend mit Brandanschlägen öffentlichkeitswirksam demonstrieren sollte, um mal so richtig seine Einstellung kundzutun.

Leider ist das einzige, was damit kundgetan wird, die Einstellung, ein Haufen rücksichtloser Gewalttäter*Innen zu sein, dem nach der Devise Hauptsache dagegen konstruktive inhaltliche Kritik an den Themen und Herangehensweisen und Ergebnissen politischer Ereignisse viel zu aufwendig sind.

Aber jede wirklich gute Idee, die heute oder morgen oder irgendwann in Schlebusch gedacht wird, wird es trotzdem in die Welt schaffen. Auch ohne Signalkabel.

Wesentlich kreativer gehen da die G20-Kritik zum Beispiel die Miniatur-Eisenbahner in Hamburg an: https://g20.miniatur-wunderland.de/.

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